Einführung in die Inanna Texte

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Innana ist die erste Frauengestalt der Geschichte, von der uns ein komplettes Mythenwerk vorliegt.

5000 Jahre alt sind die Hymnen über die sumerische Göttin von Morgen- und Abendstern, die später als Ischtar und Astarte noch eine wichtige Rolle spielte bis hin in die Biblische Zeit.

Die sumerischen Keilschrifttexte wurden allerdings erst in den 60er Jahren entschlüsselt und damit wiederentdeckt.

Ich selbst bin zuerst auf Inanna aufmerksam geworden durch das Buch von Silvia Brinton Pereira.

Pereira interpretierte den Abstiegsmythos als Modell für den Psychotherapeutischen Prozess. Das war superspannend (es ist bis heute verlegt) und stand in den 80er Jahren in vielen Bücherregalen von frauenbewegten Frauen.

Innana Buch von Princton Perreira

1983 entdeckte ich dann in einer Buchhandlung in London das Buch von Diane Wolkstein und war elektrisiert.

Endlich gab es die Mythentexte allgemein zugänglich in der wundervollen Sprache einer Poetin und nicht mehr nur in Fragmenten in antiquierter Sprache in den Werken von irgendwelchen Altphilologen.

Ein Schatz!

Diane Wolksteins Inanna Buch

Aber ich wollte sie so gerne auch auf Deutsch haben. . .

Um mich selber dazu zu bringen, diese Texte vollständig zu übersetzen, habe ich 1992 ein Seminar in der Melanchthonakademie angeboten. Zehn Vormittage haben wir uns dieser Göttin und ihrer spannenden Geschichte angenähert, und am Ende habe ich einen Vortrag im “Besonderen Abend” der Akademie dazu gehalten unter dem Titel “Wie schön leuchtet der Morgenstern”

Leider landete am Ende alles wieder in der Schublade, obwohl ich Kontakt aufgenommen hatte mit Diane wegen einer Veröffentlichung in Deutsch. Mir fehlte die Motivation, auch die andere Hälfte des Buches, die Texte von Samuel Noah Kramer über die Entschlüsselungsgeschichte, zu übersetzen (und mit drei kleinen Kindern hatte ich auch genug anderes zu tun)


2007 ist Inanna dann noch einmal sehr lebendig geworden für mich in einem Jeux Dramatiques mit Helga Flohr in einem Labyrinth bei Flamersheim. Wie ich da als nackte Inanna im Staub vor einer männlichen Ereshkigal am Boden lag, und sie ihren Blick des Todes auf mich warf, das war einer der starken, transformierenden Momente in meinem Leben.

Und da diese Texte, so weit ich weiß, bis heute in keiner kompletten deutschen Fassung vorliegen, gebe ich sie nun in diesen Blog und hoffe, ihr habt annähernd so viel Freude daran wie ich.

Zu den Inhalten:

Inanna und der Huluppu Baum erzählt, wie sie als junge Frau in ihre Kraft kommt, wie sie ihre „wundervolle Vulva“ bestaunt, und wie ihr Bruder Gilgamesch ihr Thron und Bett schnitzt aus dem Huluppu Baum.
Aus dem heiligen Kraftbaum wird Bau-Holz

Inanna und der Gott der Weisheit erzählt, wie sie Enki besucht, den Gott der Weisheit und ihn unter den Tisch trinkt mit Bier. Im vollen Rausch schenkt ihr Enki alle seine „ME“, seine Gaben und Potenzen.
Inanna packt sie in ihr Himmelboot und segelt davon. Als Enki wieder nüchtern ist und merkt, was er da getan hat, will er seine ME unbedingt wiederhaben. Es kommt zu einer abenteuerlichen Verfolgungsjagd, aber Inanna schafft es mit Hilfe ihrer Amme Ninshubur zu entkommen.
Als am Ende die ME in feierlicher Prozedur ausgeladen werden in Uruk, da „erschienen noch mehr ME, als Enki Inanna gegeben hatte“

Das Liebeswerben von Inanna und Dumuzi ist ein hocherotischer Text und ein Vorläufer des Hoheliedes in der Bibel. Es geht eine Weile hin und her, ob Inanna den Hirten oder den Ackerbauern als Gefährten erwählt.
Dumuzi legt sich mächtig ins Zeug, und schließlich teilt sie das Lager mit ihm und lässt den Mann ihres Herzens „ihre Vulva pflügen“.

Inannas Abstieg in die Unterwelt erzählt, wie sie sich aufmacht zu Ereshkigal, ihrer dunklen Schwester, und damit ein großes Tabu bricht, indem sie Einlass begehrt in die Unterwelt. An den sieben Toren muss Inanna all ihre Insignien der Macht abgeben, bis sie schließlich nackt und tief gebückt vor Ereshkigal steht. Die heftet ihr Auge des Todes auf Inanna und hängt sie als Stück verwesendes Fleisch an einem Haken an die Wand.
Wieder ist es Ninshubur, die rettend eingreift, aber wie das gelingt, lest lieber selbst im Text.
Nur so viel sei verraten von dem „Krimi“: am Ende soll Dumuzi von den Galla-Dämonen als Ersatz für Inanna in die Unterwelt verschleppt werden, doch er entkommt erstmal.

Dumuzis Traum erzählt von der Verfolgung durch die Galla, seiner Flucht, seiner Angst und Verzweiflung. Dumuzi wendet sich hilfesuchend an seine Schwester Geshtinanna, die ihm beisteht, ihn aber auch nicht retten kann.

Am Ende, in der Rückkehr, weinen drei Frauen um Dumuzi: Inanna, seine Mutter und seine Schwester.
Sie finden ihn mit Hilfe der heiligen Fliege, und Inanna fällt die Entscheidung, dass Dumuzi und seine Schwester sich die Zeit in der Unterwelt teilen dürfen. Jeweils ein halbes Jahr sind sie dorthin verbannt im Wechsel, die andere Hälfte sind sie in der Oberwelt.