Casa de Gopal

Vor diesem Tor ohne Schild oder irgendwas stand ich ziemlich verloren abgesetzt vom Motorcar-Fahrer und laut “Hallo hallo” rufend, lange, bis Jainitai sich schliesslich erbarmte und mal gucken kam, wer da denn sei.

Sie hatten erst zwei Tage später mit mir gerechnet, aber das Zimmer war schnell gerichtet (putzen tut hier eh nur diese komische Deutsche).

Es ist eine bunte Mischung an Menschen hier. Circa sieben Residents und nochmal so viele Gäste. Das wechselt ständig.

Sie haben three locations. Die casa hier, einen Platz oben am Berg, an dem sie lange alle gelebt haben, aber jetzt ist da nur noch der Guru, Gopal, mit einem Schüler, der mit einem Motorrad der fliegende Bote ist und das Essen hochschafft. Und am Wochenende finden da oben die Zeremonien statt mit irgendeinem Zeug, das geschnupft wird. Sie stehen hier alle auf “Heilige Medizin” aller Arten.

Und ein 30 Hektar grosses Stück Land, auf dem derzeit niemand lebt.

Das war dann mein erstes Zimmer im Haupthaus, leider direkt neben dem Klo und frühmorgens immer von dem Gerotze der Männer geweckt zu werden war dann auf die Dauer doch nicht mein Ding.

Glücklicherweise gab es nach einigen Tagen die Möglichkeit umzuziehen in eines der Draußen-Häuser, und nun bin ich sofort draußen, wenn ich aus der Türe trete und das geniesse ich sehr!!

Und dann habe ich noch ein wunderbar psychedelisches Gemälde beim Bauholz gefunden und es begeistert in mein Zimmer evakuiert.

Und nun sitze ich hier eine Woche später, die beiden Hauskatzen kuscheln mit mir und ich schlafe und schlafe und schlafe. Nachts oft 10 Stunden, Mittags nochmal eine. Das habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gehabt.

Katzenidylle mit mir im warmen Andenpullover

Allerdings hat mich auch gestern ein sehr gewaltiger Durchfall ziemlich lahmgelegt, ich war platt wie eine Flunder. Ich hatte aber auch einen Termin für eine Massage bei Marco, einem in den Italiener, die ich nicht aufgeben wollte und die Total intensiv und challenging war. Anderthalb Stunden und so rein in die Schmerzpunkte, das normales Thai dagegen ein Steichelzoo ist. Es scheint mir eine gute Gelegenheit, die Resteinschränkungen vom Bandscheibenvorfall noch zu lösen und so werde ich dranbleiben.

Ansonsten genieße ich es hier bekocht zu werden mittags. Und um 18 Uhr gibt es immer Singen im Tempel, was schön ist als gemeinsamer Treffpunkt und Singen mag ich ja immer gerne. Aber dass ich jetzt unter die Hare Krischnas geraten bin, lässt mich doch immer wieder auch schmunzeln innerlich.

Anstrengend ist für mich das wilde Sprachengewirr. Ständig hin- und her switchen zwischen Spanisch, Englisch und Französisch. Letzteres spreche ich mit Lalita und ihrer Oma, und es ist süß, wie sie meine französischen Brocken rauslockt, aber es fördert mich auch.

Vor Covid haben sie sich hier vor allem mit Kursen und Programmen finanziert. Aber das ist ihnen durch die Pandemie weggebrochen. Und der Mensch, der den Medizin- und Kräuterverkauf gemanagt hat, ist auch weg.

Und so vermieten sie jetzt ihre vielen freien Räume für einen günstigen Preis an Leute von außen, was manchmal eine etwas seltsame Dynamik reinbringt.

Trotzdem ist es ein guter Ort für mich und ich komme sehr zur Ruhe und genieße vor allem diesen wunderbar kraftvollen Liuli Berg gegenüber. Hier in den Anden werden die Apus, die Berge ja als Wesenheiten und Gottheiten angesehen und wahrgenommenen, und diese Kraft ist gut spürbar hier.

Der Liuli, mein Gegenüber

Und es gibt auch Blumen hier, Vögel, Kolibris und einen Hahn, der morgens SEHR früh sich mit den anderen Hähnen im Tal Duelle liefert. DIREKT hinter meinem Zimmer. Aber ich fange an mich auch daran zu gewöhnen. Und die Katzen genieße ich eh . . .